Tinnitusforschung

Die genauen Ursachen von Tinnitus sind bisher nicht eindeutig geklärt. Deshalb setzt sich die Stiftung für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Tinnitusforschung ein und stellt finanzielle Mittel für Forschungsprojekte zur Verfügung. Der wissenschaftliche Beirat begutachtet die jeweiligen Projektanträge und trifft die Entscheidungen. Durch Eigenmittel, Spenden sowie durch Kooperationen mit Partnern konnte die Deutsche Stiftung Tinnitus und Hören Charité bisher insgesamt mehr als 600.000 Euro für Forschungsprojekte bereitstellen.

Übersicht über die bisherigen und geplanten Forschungsprojekte:

Neu: Erforschung von intrazellularen Stresskaskade-relevanten Biomarkern bei Tinnituspatient*innen (Weitere Informationen folgen in Kürze).

Objektiver Hörnervfunktionstest als Prädiktor für den Behandlungserfolg bei Patienten mit hochgradiger Hörstörung und Cochlear Implant-Versorgung 

Die Cochlear-Implant-Versorgung ist heute eine sehr erfolgreiche Methode zur Hörrehabilitation hochgradig schwerhöriger und ertaubter Patienten. Ihr Nutzen erstreckt sich darüber hinaus auch auf soziale und psychosoziale Bereiche. Außerdem verbessern sich zumeist auch die Tinnitusausprägung und -belastung. Grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche Versorgung mit einem Cochlea Implantat ist die Funktionsfähigkeit der peripheren Hörbahn sowie der zentralen auditiven Verarbeitung. Ihre Integrität wird durch einen objektiven Hörnervfunktionstest geprüft. Ziel der Studie ist die präzise Quantifizierung der Aussagekraft eines solchen Tests, was eine deutliche Verbesserung der Diagnostik bei Patienten mit ausgeprägten Hörstörungen und häufig auch mit Tinnitus ermöglichen wird. Die Studie wird von Prof. Dr. Heidi Olze und Dr. Stefan Gräbel, beide Hals-Nasen-Ohrenklinik Charité – Universitätsmedizin Berlin, durchgeführt.
Die Studie erstreckt sich über einen Zeitraum von drei Jahren. Die Deutsche Stiftung Tinnitus und Hören Charité dankt der Firma MED-EL für die Finanzierung in Höhe von 225.000 Euro.

Leukozyten-Telomerlänge bei Tinnitus-Patienten: Beziehungen zu Inzidenz, Schweregrad und psychosozialen Faktoren

Telomere sind Nukleoprotein-Komplexe, die die Chromosomenenden gegen Abbau, Fusion und Rekombination schützen. Der Zusammenhang zwischen Telomerlänge und verschiedenen Krankheiten wurde bereits mehrfach untersucht. Vermutet wird, dass auch Stress zu einer Telomerverkürzung beitragen kann. Die Bedeutung des Forschungsprojekts liegt darin, dass erstmalig das Verhältnis von Telomerlänge und Tinnitus untersucht wird. Die beiden Hypothesen sind: Tinnitus-Patienten mit schwerer Ausprägung weisen kürzere Telomerlängen auf als Tinnitus-Patienten mit milder Ausprägung. Tinnitus-Patienten insgesamt zeigen kürzere Telomerlängen als altersentsprechende gesunde Kontrollen. Die Studie wird durch eine Forschungsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Michael Walter, Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Pathobiochemie Charité – Universitätsmedizin Berlin in Kooperation mit dem Tinnitus-Zentrum - Universitätsmedizin Berlin und der Universität Groningen, Niederlande, durchgeführt. Die Finanzierung in Höhe von zunächst 20.000 Euro erfolgt durch die Deutsche Stiftung Tinnitus und Hören Charité, die sich bei dem Spender, der ungenannt bleiben will, herzlich bedankt.

Multi-case Familien mit Tinnitus. Identifikation, Auswahl und genetische Analysen zu einem besseren Verständnis der Ursprünge von Tinnitus

Bei der Erforschung der möglichen Ursachen für Tinnitus kommt der Suche nach etwaigen genetischen Prädispositionen eine besondere Bedeutung zu. In dieser Pilotstudie sollen deshalb Familien, deren Mitglieder in früheren Generationen und aktuell unter Tinnitus litten, bzw. leiden, ermittelt und untersucht werden. Ziel ist die Identifizierung der gegebenenfalls für die Erkrankung ursächlichen Gene. Im Erfolgsfall können durch dieses Forschungsvorhaben Diagnose, Prävention und Behandlung von Tinnitus entscheidend verbessert werden. Die Studie wird durch eine internationale Forschungsgruppe unter Leitung von Dr. Agnieszka J. Szczepek, HNO Molekularbiologisches Forschungslabor - Universitätsmedizin Berlin durchgeführt. Die Finanzierung in Höhe von zunächst 15.000 Euro erfolgt durch die Deutsche Stiftung Tinnitus und Hören Charité, die den Spender*nnen auch an dieser Stelle Dank sagt.

Erforschung von Diagnose- und Monitoring-Relevanten Biomarkern zur Verbesserung der Tinnitus-Behandlung: translationaler Ansatz

Bekannt ist, dass emotionaler Stress die neuronale Aktivität in jenen Bereichen des Gehirns beeinflusst, die für Gefühle, Gedächtnis und für Lernfähigkeit zuständig sind. Dagegen ist noch immer nicht zureichend untersucht, welche Auswirkungen Stress auf jene Gehirnstrukturen ausübt, die für andere Funktionen, wie etwa die Hörfähigkeit, verantwortlich sind. Vorstudien lassen vermuten, dass es im Sinn der Forschungshypothese tatsächlich Verbindungen zwischen den Stress-, Gefühls- und Hör-Systemen gibt. Ein besonderes Interesse des Projektes liegt in der Verbindung der Forschung mit der klinischen Praxis. Dieses Projekt ist ein Anschlussprojekt an das 2015 abgeschlossene Stiftungs-Projekt „Einfluss von Stress auf das auditorische System“. Die Studie wird durch Prof. Dr. Birgit Mazurek, Tinnitus-Zentrum Charité Universitätsmedizin Berlin, und Dr. Agnieszka Szczepek, Projektleiterin und HNO-Forschungslabor, Charité Universitätsmedizin Berlin, durchgeführt.
Die Deutsche Stiftung Tinnitus und Hören Charité dankt der HEINZ UND HEIDE DÜRR STIFTUNG für die Finanzierung des Projekts zunächst für den Zeitraum von zwei Jahren in Höhe von 100.000 Euro.

Einfluss von Stress auf das auditorische System (gefördert von der HEINZ UND HEIDE DÜRR STIFTUNG)

Ziel des Forschungsprojekts war es, die Wirkung von Stress auf das auditorische System von Ratten zu untersuchen. Erste Ergebnisse belegen, dass eine 24-stündige Stressbelastung zu einer vorübergehenden Hypersensitivität im Ohr führte, bei einigen Tierarten ist die Hörfähigkeit sogar eine Woche später nicht wieder auf den Ausgangswert zurückgegangen. Die Wissenschaftler vermuten daher, dass Dauer und Intensität von stressbedingten Hörstörungen und Veränderungen im auditorischen System vom Genotyp der Tiere abhängen könnten, für die dann in der Folge besondere Präventivmaßnahmen entwickelt werden müssten.